Am Rande eines Gesprächs in meiner Familie bekam ich mit, dass sich eine Seniorin gerne per Zoom registrieren wollte, doch dies alleine nicht schaffen würde. Ohne weiter nachzudenken, bot ich sofort meine Hilfe fürs Einrichten eines Zoomkontos an.
Was für ein Kinderspiel dies doch sein wird, dachte ich mir dabei.
Kurz darauf stand ich schon in Kontakt mit der Frau. Aufgrund der örtlichen Distanz rief sie mich über WhatsApp-Videoanruf an und filmte dabei mit ihrem Handy den Laptop-Bildschirm. Die anfängliche Zuversicht auf ein schnelles Installieren verflog in den ersten Minuten während des Videoanrufes. Es war weder für die Frau noch für mich einfach zu verstehen, wie wir unser gemeinsames Ziel erreichen konnten.
Mausklicke und Begriffe, welche für mich selbstverständlich waren, erwiesen sich als schwer nachvollziehbare Anweisungen für die Seniorin. So mussten wir auf dem Weg zum ersehnten Account eine gemeinsame Sprache entwickeln: Einzelne Arbeitsschritte erklärte ich genauer, um die Frau miteinzubeziehen. Andere, bei denen ich mit einer genaueren Erklärung für mehr Verwirrung gesorgt hätte, führte ich nicht detailreich aus.
In diesem Moment war ich die Leaderin und sie jemand, die mir vollkommen Vertrauen schenkte und meinen Anweisungen Folge leistete. An einem gewissen Punkt traf ich an meine Grenzen und konnte die Frau nicht mehr weiterführen, weil auch ich nicht mehr wusste, welchen Mausklick es als nächstes benötigt hätte. Aufgrund dessen gab ich den Lead an meinem Vater weiter, welcher die Frau auf den finalen Schritten zum eigenen Zoomkonto begleitete.
Als das Konto installiert war und ich die erste Zoomeinladung zugeschickt hatte, war die Freude auf beiden Seiten riesig, als ich und mein Vater nicht nur auf ihrem WhatsApp-Bildschirm zu sehen waren, sondern auch auf ihrem Laptop über Zoom.
Durch diese Begegnung mit der Frau realisierte ich, dass es als Leader*in wichtig ist zu wissen, wo die eignen Stärken liegen und wann Verantwortung an jemanden anderes weitergeben werden darf.
Durch gezieltes Weitergeben der Verantwortung verliere ich nicht an den Qualifikationen einer Leaderin, sondern gewinne an Vertrauen.