SummerAcademy2021 Erfahrung, Simone, 27

Zum Thema: «Leadership zwischen Vertrauen und Verantwortung» verbrachten vom 30.08. bis 03.09.2021 Dozierende und Studierende eine Woche zusammen. Ich selber war bei der ersten SummerAcademy2019, im vorbereitenden Kernteam mit dabei. Dieses Jahr durfte ich als Teilnehmerin dabei sein und erlebte erneut, wie es möglich ist, gemeinsam, ganzheitlich und auf Augenhöhe zu lernen. Gemeinsam eine Woche lang zusammen zu lernen und zu leben, voneinander zu lernen und sich zu begegnen. Ist das nur ein schöner Traum? Dieser Erfahrungsbericht handelt davon, dass und wie dieser Traum an der SummerAcademy2021 wahr wurde.


Zusammen mit drei Frauen habe ich das Zimmer geteilt in dieser Woche. Antonia Deister, 19 Jahre alt und ich, Simone Di Gallo, 27 Jahre alt, haben uns dabei immer wieder ausgetauscht. Sei es während des gemeinsamen Workshops oder während des Abendessens, beim dem ich Antonia einmal fragte, was ihr den besonders gut gefalle an der Summer Academy. Sie konnte kaum aufhören, mir aufzählen: «Besonders gut gefällt mir die Stimmung der Offenheit und des Vertrauens. Wir begegnen uns auf Augenhöhe. Dabei habe ich keine Angst, etwas falsch zu machen oder eine dumme Frage zu stellen. Vielmehr werden meine Fragen und Bemerkungen geschätzt.»


Diese Stimmung ist auch im Saal spürbar, aus dem am Donnerstagmorgen vielstimmiges Lachen zu vernehmen war. Um 09:00 begann jeweils das Tagesprogramm. Ganz im Sinne des ganzheitlichen Lernens starteten wir alle zusammen mit einer kurzen Körperübung. Das klingt banal, ist aber etwas ganz Besonderes. Denn an der Universität habe ich es bisher nicht erlebt, dass eine Vorlesung mit einer solchen gemeinsamen Übung startet. Nach diesem konzentrationsfördernden Start folgte jeden Morgen ein Vortrag von einer Fachperson. Dies gab uns Gelegenheit, aus den verschiedenen Disziplinen einen Einblick in das Thema «Leadership» zu bekommen.


Jeder Tag steht unter einem thematischen Fokus. Am Donnerstag beispielsweise war es das Thema «Leadership für Männer und Frauen». PD Dr. Petra Steinmair-Pösel berichtete davon, welche Herausforderungen dieses Thema für sie in sich trägt. Ganz im Sinne der SummerAcademy schlug sie eine Führungskultur vor, die partnerschaftlich funktioniert. Bei der anschliessenden Podiumsdiskussion wurde ausgetauscht. Einerseits zwischen den Dozierenden aber auch anhand der Fragen und Bemerkungen der Studierenden. Auf die Frage einer Teilnehmerin, was wir für die Gleichstellung der Geschlechter tun könnten, kam von Joachim Schwind die Antwort: «Mehr SummerAcademy!» Denn in den vergangenen Tagen konnte er beobachten, dass die Teilnehmenden einen authentischen und freien Umgang miteinander pflegen. Dieser ist für ein gelingendes Miteinander zwischen den Geschlechtern aber auch bei allen Begegnungen unter Menschen wichtig.


Im Kleingruppenaustausch unter den Studierenden wurde angeregt diskutiert, aber auch während des Mittagessens, welches jeweils eine gute Gelegenheit bot, sich persönlicher kennenzulernen. «Wie heisst du?» war ein guter Gesprächsstart, entgegen der üblichen Sie-Kultur an Universitäten und Hochschulen typisch für die Du-Kultur und das gemeinsame Lernen unter allen.


Nach dem Mittagessen gab es Zeit für die individuelle Reflexion. Ich selber verbrachte diese freie Zeit ganz unterschiedlich. Mittagsschlaf, Yoga zusammen mit anderen, Spaziergang, Gespräche, Nachdenken über das Erlebte, Pause. Als ich mich am Donnerstagnachmittag auf eine Bank im Garten des Hotels setzte, beobachtete ich mehrere Zweiergruppen, welche tief ins Gespräch vertieft waren. Jeweils eine Dozierende/ein Dozierender und eine Studierende/ein Studierender. In dieser individuellen Reflexionszeit gab es auch die Möglichkeit für die Studierenden für ein Zweiergespräch mit den Dozierenden. Eine Teilnehmerin berichtete mir dazu: «Von den Fragen und Erfahrungen anderer Menschen kann ich profitieren. Wenn wir hier an der SummerAcademy gemeinsam diskutieren, kann ich neue Blickwinkel dazugewinnen. Gerade der Austausch mit Dozierenden war hier für mich als Studentin aussergewöhnlich. Alle Dozierenden vermitteln mir das Gefühl, dass sie ebenso von mir lernen wie ich von ihnen.»


Es fanden Gespräche auf Augenhöhe statt zwischen Mann und Frau, aber auch zwischen Generationen, zwischen verschiedenen Fachdisziplinen, zwischen Kulturen. Die Dozierenden und Teilnehmenden der SummerAcademy2021 kommen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz, aus Kroatien und Albanien und haben dabei verschiedene kulturelle Hintergründe.


«Die SummerAcademy ist international. Die Gespräche mit verschiedenen Menschen haben mir meinen Blick geöffnet. Wenn ich Fragen gestellt habe, wurden diese beantwortet.» sagt Ana Božinović-Karauz, 26 Jahre alt. Dabei war es für sie das Schönste, «dass es Platz gibt für spontane Situationen. Ich bin froh um den Stundenplan mit dem Programm. Es gibt dabei aber auch viel Raum für Überraschungen. Zudem konnte ich viele Kontakte knüpfen und werde einige Leute auch nach der SummerAcademy treffen.»


Am Nachmittag fanden zwei Vertiefungs-Workshops statt. Diese konnten die Teilnehmenden im Voraus auswählen. Beim Praxisfeld durfte ich in meiner Gruppe lernen, wie die Spielpädagogik gute Gemeinschaftserlebnisse schaffen und Frieden fördern kann. Dr. Alois Hechenberger zeigte uns verschiedene Spiele und erklärte uns dabei, welche Lern- und Führungserfahrungen sich daraus ergeben. Die Fachdisziplin «Gender und Leadership» regte mich dazu an, über Führungsfehler nachzudenken und mir klarer zu werden, was für mich eine gute Führungsperson ausmacht.


Vor dem Abendessen gab es nochmals ein Referat von einer Fachperson. Am Mittwochabend beispielsweise erzählte Victor Locher von seinen Führungserlebnissen mit der Musik. Ich sass in der ersten Reihe und war fasziniert. Meine Sitznachbarin Lena Stalder, 20 Jahre alt, erzählte mir dann nach dem Vortrag: «Sonst sitze ich nicht gerne vorne, aber hier an der SummerAcademy schon.» Das hat mich neugierig gemacht und ich wollte mehr wissen: «Weisst du, hier habe ich keine Angst, dass andere von mir denken, ich wäre eine Streberin, wenn ich vorne sitze. Egal, wo eine Person im Raum sitzt, wir sind alle gleich viel wert. Es gibt hier kein Ausspielen gegeneinander.»

Nach dem Abendessen, bei dem jeweils angeregt diskutiert wurde, gab es die Möglichkeit für Sport, Spiel oder dazu, bei einem Bier zusammenzusitzen. Als spirituell-besinnliches Angebot gab es am Morgen eine Einstimmung in den Tag und am Abend einen Ausklang des Tages. Und wer nach diesem intensiven Tag noch nicht schlafen ging, fand mindestens eine Person für ein Gespräch in den Fluren des Hotels, in welchem die SummerAcademy2021 stattfand.


Eine Woche zusammen zu wohnen und zu lernen, einander mit Respekt zu begegnen und im Diskurs einander zuzuhören, ist keine Selbstverständlichkeit. Es erfüllt mich mit grosser Dankbarkeit, dass ich die SummerAcademy2021 als Teilnehmerin miterleben durfte.